Als Kind der 80er (“Kind” im Sinne von “damals in der Musikcharts- und Bravo-Phase”) bin ich natürlich geprägt von den klassischen 4-Minuten-Popsongs dieser Zeit. Im Gegensatz zu den eher schwermütig-experimentell-flower-powerigen 70ern echte musikalische Zuckerwatte – süß und leicht verdaulich.

Nun habe ich in meiner großen 80er Playlist vielleicht 200 bis 300 Titel gesammelt (und das ist nur Stilrichtung “Pop” bis “Rock”, also ohne die NDW-, die ProgRock- und die Heavy-Fraktion, aber auch ohne die “ganz klassischer Rock”-Fraktion wie Pink Floyd oder Dire Straits – ja, das ist die pure Willkür, aber es ist meine Willkür!), und so wurde ich letztens von der Frage nach meiner persönlichen “Top 3” der 80er doch kalt erwischt. Die Lieder, die mir nach kurzem Hirnen eingefallen sind, sind nach längerem Nachdenken vielleicht doch eher so Top 20 statt Top 3, und so wollte ich – solange die Frage noch frisch und präsent ist – mal schriftlich festhalten, was nach etwas längerem Nachdenken nun tatsächlich Sache ist. In meinem Alter braucht man ja oft Gedächtnisstützen, man kann sich ja nix mehr merken…

Hauptmerkmal all dieser Song-Erinnerungen ist die Tendenz zu lautem Mitsingen (natürlich nur in “geschützten Räumen”, in denen ich gleichzeitig einziger Zuhörer bin – Folter ist ja generell untersagt) zu verleiten, und zwar schon bei den ersten Takten. Ebenfalls eine Tendenz zum “Repeat”. Und der niemals-dran-satthören-Effekt. Die Latte liegt also hoch.

Genug der Vorrede, nachfolgend die Liste. Es sind dann doch ein paar mehr Titel geworden als die zunächst angepeilten 20…die ersten drei dürfen als die gesuchte “Top 3” betrachtet werden, könnte aber nächste Woche schon anders aussehen. Es ist eben sauschwer, da eine Reihenfolge festzulegen. Wie entscheidet man sich zwischen der Ballade und dem fetzigen Gassenhauer? Das ist wie die Frage, ob eine Komödie oder ein Actionfilm “besser” ist.

  • Marillion – Kayleigh
  • Foreigner – Juke Box Hero
  • Alphaville – Forever Young
  • Slade – My Oh My
  • Rick Springfield – Celebrate Youth
  • a-ha – Take On Me
  • Don Henley – The Boys Of Summer
  • Kenny Loggins – Welcome To Heartlight
  • Billy Idol – Rebel Yell
  • Whitesnake – Here I Go Again
  • Queen – Who Wants To Live Forever
  • Richard Marx – Right Here Waiting
  • Camouflage – The Great Commandment
  • Depeche Mode – People Are People
  • Bon Jovi – Runaway
  • Kim Wilde – Kids In America
  • Cyndi Lauper – Time After Time
  • The Police – Every Breath You Take
  • Michael Jackson – Billie Jean
  • U2 – With Or Without You
  • Blondie – Call Me
  • Men At Work – Down Under
  • Survivor – Burning Heart
  • Berlin – Take My Breath Away
  • Bryan Adams – Summer of ’69
  • Bangles – Eternal Flame
  • Toto – Africa
  • Hall & Oates – Maneater
  • Simple Minds – Belfast Child
  • Scorpions – Still Loving You
  • New Order – True Faith
  • Soft Cell – Tainted Love
  • Billy Joel – Leningrad
  • White Lion – When The Children Cry
  • OMD – Maid Of Orleans
  • Duran Duran – Wild Boys
  • Frankie Goes To Hollywood – Relax
  • Van Halen – Jump
  • Pat Benatar – Love Is A Battlefield
  • Cat Stevens – Father And Son
  • Phil Collins – In The Air Tonight
  • Genesis – Land Of Confusion
  • Jan Hammer – Crockett’s Theme
  • Spandau Ballet – Through The Barricades
  • Heart – Alone
  • John Waite – Missing You
  • REO Speedwagon – Can’t Fight This Feeling
  • Mr Mister – Kyrie
  • John Parr – St. Elmo’s Fire
  • Asia – Voice Of America
  • Peter Cetera – Glory Of Love
  • Cheap Trick – The Flame
  • Starship – We Built This City
  • Chris de Burgh – Don’t Pay The Ferryman
  • Midnight Oil – Beds Are Burning
  • Bronski Beat – Smalltown Boy
  • Erasure – Oh L’Amour
  • Ultravox – Hymn
  • Twisted Sister – We’re Not Gonna Take It
  • Yazoo – Don’t Go
  • Pet Shop Boys – It’s A Sin
  • Jennifer Rush – The Power Of Love
  • Mike Oldfield – Shadow On The Wall
  • Fiction Factory – Feels Like Heaven
  • John Farnham – You’re The Voice
  • Roxette – It Must Have Been Love
  • Marillion – Incommunicado
  • a-ha – The Sun Always Shines On TV
  • Billy Idol – White Wedding
  • Kenny Loggins – Danger Zone
  • Survivor – Eye Of The Tiger
  • Foreigner – I Want To Know What Love Is
  • Alphaville – Jerusalem
  • Simple Minds – Don’t You Forget About Me
  • Mr Mister – Broken Wings

Ich hoffe, ich habe mich bei keinem Titel im Jahrzehnt geirrt…

Das waren also die 80er. Wer nicht bei jedem Titel direkt mindestens den Refrain im Kopf hat, war nicht dabei.

Und dazu das aktuelle Quiz: wer als erstes herausfindet, welche der drei Titel zu den guten Erinnerungen an die sonntäglichen Besuche des “Tanztees” in der Tanzschule Sauber in WN gehören, bekommt eine Einladung zum Essen. Nützlicher Tipp: man tanzt auf die gesuchten drei Titel Jive, Rumba und Schneller (denn mit Wien hat es wirklich nichts zu tun) Walzer. Insider, die damals mit dabei waren, sind von der Teilnahme selbstverständlich ausgeschlossen 🙂 Teilnahme per E-Mail, Einsendeschluss ist der 31.12.2019 (macht ein Einsendeschluss Sinn, wenn nur der erste richtige Einsender gewinnt?). Es gilt das Datum der Mail. Bonuspunkte für das Erraten meiner ersten Vinyl-Maxi-Single.

Bisher erschienen in der Reihe “Playlists”:

Letztes Jahr hat es gerade noch im Januar gereicht, die Zusammenfassung des Kino-Jahres zu posten. Jetzt ist schon Ende März. Unglaublich.

Egal, für Jahresrückblicke und Traditionen ist es nie zu spät. Hier also die Top 10 laut unserer unbestechlichen Kino-Statistik aus dem Jahre 2018.

  1. Ballon
  2. Deadpool 2
  3. Ready Player One
  4. Die Unglaublichen 2
  5. Avengers – Infinity War
  6. Death Wish
  7. Dieses bescheuerte Herz
  8. Venom
  9. Mission: Impossible – Fallout
  10. Nur ein kleiner Gefallen

Ein deutscher Film ganz vorne, das hat Seltenheitswert.

Flops waren relativ rar, mit “Verpiss’ Dich Schneewittchen” als negativem Höhepunkt (ich schrieb schon darüber). Unlustige Komödien scheinen in Mode zu sein, 2017 mit “Girl’s Night Out” und 2019 mit “Holmes & Watson”.

Ansonsten war “Renegades – Mission of Honor” auch ziemlich grausam, oder der neueste “Predator”-Versuch. Oder “Alpha”. Aber nichts war so richtig gruselig schlecht, um in die All-Time-Flop-Historie einzuziehen.

Ich bin durchaus Fan von Filmen, die sich dokumentationsartig mit historischen Ereignissen befassen. Selbst wenn sie so weit von der historischen Wahrheit sich entfernen wie Oliver Stones “JFK”. Ein gutes Beispiel für ein gelungenes Exemplar ist “13 Days”, den selbst Kevin Costner nicht ruinieren konnte.

Nun habe ich “Vice” angeschaut, ein angeblich dokumentarischer Spielfilm über Dick Cheney, der breiten Masse der Bevölkerung bekannt als Vizepräsident von George H.W. Bush (2001-2009). Der Film leitet ein mit einem textuellen Hinweis, dass hier ausschließlich nachgeprüfte Fakten gezeigt werden (und endet auch mit einer heutzutage scheinbar unvermeidlichen Trump-und-seine-Wähler-Bashing-Szene, die ebenfalls stark suggeriert, dass hier nur geprüfte Fakten Basis des Films seien), aber es sehr schwierig gewesen sei, aufgrund der Geheimniskrämerei von Cheney viele Details historisch abzusichern. Das legt die Latte ziemlich hoch. Und im Prinzip alle Filmszenen, die Dialoge und der Zusammenschnitt der Bilder unterqueren diese Latte berührungslos. Für solche Fälle wurde das Adjektiv “unterirdisch” geboren.

Die deutsche Wikipedia klassifiziert den Film allerdings als “satirische Filmbiografie” – die Ausrede “Satire” wird ja heutzutage gerne verwendet, wenn man der Lüge überführt wird und es plötzlich gar nicht ernst gemeint hat. Zumindest nicht die Details. Also nicht die falschen Details. Das läuft dann unter künstlerischer Freiheit. Eine Umfrage unter den (in ihrer Anzahl überschaubaren) Mitkinobesuchern hätte vermutlich die beinahe einhellige Meinung “Dokumentation” hervorgebracht.

Der Film ist aus meiner Sicht ein propagandistisches Machwerk, das für jeden historisch Interessierten ein Schlag ins Gesicht ist. Allerdings passt das allgemein im Film verfolgte Narrativ natürlich hervorragend zur in Deutschland veröffentlichten Meinung über die Regierung Bush, den Irakkrieg, Krieg für Öl, die amerikanische Wirtschaft, Carter vs. Reagan, 9-11, den Krieg gegen den Terror und das amerikanische Justizsystem mit dem Supreme Court im Zentrum. Für amerikanische Zuseher endet die Glaubwürdigkeit des Filmes vermutlich spätestens bei der Glorifizierung von Jimmy Carter, der nach allgemeiner Ansicht jenseits des Atlantiks völlig zurecht als einer der schlechtesten Präsidenten in der Geschichte gilt.

Auch in scheinbar nebensächlichen Details biegt der Film die Wahrheit in die gewünschte Richtung. Die Aussage, dass gerade Israel den Krieg gegen den Irak nach 9-11 nicht wollte, ist lachhaft und kann durch 5 Minuten Recherche (sofern man die historischen Begebenheiten nicht sowieso noch im Kopf hat – besonders der Vorlauf zum Irakkrieg sollte als Zentrum Schröderscher Wahlkampfpolemik ja noch im kollektiven Gedächtnis des bundesdeutschen Wählers präsent sein) falsifiziert werden.

Merkwürdig ist das nahezu vollständige Ignorieren der Amtszeit Cheneys als Verteidigungsminister in der Bush-Ära (Bush senior natürlich!) – gerade seine Rolle als Manager des ersten Irakkriegs hat Cheney einen parteiübergreifend guten Ruf bei Politikern und Wählern eingebracht. Kommt im Film nicht vor, der vermutlich sein Basisnarrativ nicht unnötig durch Details belasten will. Ebenso merkwürdig eine Szene, in der nahegelegt wird, dass Cheney zu Anfang seiner politischen Karriere gar keine Grundüberzeugungen hatte und irgendwie durch ein Wunder (oder alternativ den – selbstverständlich schlechten – Einfluss von Rumsfeld, der im Film geradezu als lächerliche Gestalt dargestellt wird) zu einer konservativen Einstellung fand.

Besonders die Darstellung der Geschichte in der Folge von 9-11 ist extrem einseitig, entspricht aber weitestgehend der typischen linksliberalen Sichtweise, dass alle offiziell genannten Gründe für diesen Krieg künstlich fabriziert wurden und lediglich der Sturz Saddams samt Übernahme der irakischen Ölreserven durch US-Firmen, insbesondere von Cheneys Ex-Arbeitgeber Haliburton, wären die wahren Motive dahinter gewesen. Sicher eine mögliche, aber eher unwahrscheinliche Erklärung für die Ereignisse.

Aber vollends absurd wird es, als Cheney auch noch verantwortlich gemacht wird für den Aufstieg des IS samt der daraus resultierenden Toten. Man mag die – historisch verbriefte – öffentliche Nennung von al Zarquawi als (un)freiwillige Starthilfe für dessen Terroristenkarriere interpretieren, aber dann zu unterschlagen, dass dieser bereits 2006 getötet wurde durch die eben noch verdammten Mittel des Kriegs gegen den Terror, und er trotzdem irgendwie noch für den zeitlich viel späteren Aufstieg des IS in Syrien und dem Irak verantwortlich sein soll…wie gesagt, absurd.

Und der Film reichert das Ganze noch phantasievoller an, mit einer Geschichte rund um den Tod der Schwiegermutter Cheneys – es wird im Film zumindest nahegelegt, das diese von ihrem Mann ermordet wurde und die Polizei unzureichend ermittelt habe. Mir war diese Story völlig neu, und tatsächlich hält sie auch keiner Recherche stand. Natürlich lügt der Film hier nicht direkt, aber Auslassung nebst Übertreibung mit Einstreuungen von Halbwahrheiten war schon immer das Lieblingsstilmittel begabter Lügner. Dazu Geraune und “Guilt by Association”, ebenfalls bewährte Stilmittel der Desinformation. Gerne lässt man Bilder “für sich sprechen” und wehrt sich dann gegen naheliegende Interpretation derselben. Propaganda eben.

Leider setzt die deutsche Synchronisation noch einen einsamen negativen Höhepunkt auf die ganze Misere, indem doch tatsächlich das amerikanischer “liberal” mit dem deutschen “liberal” übersetzt wird. Das ist ungefähr so, als wenn man “silicon” mit “Silikon” übersetzt (was ja auch leider recht häufig passiert).

Immerhin ist der Film begrenzt lehrreich, was den heute üblichen Umgang mit den Tatsachen angeht, wie “Framing” funktioniert, was die Amerikaner mit “talking points” meinen, und warum eine Mehrheit der Amerikaner es tatsächlich übers Herz gebracht haben, Donald Trump zu ihrem Präsidenten zu wählen.

Vice war für 8 Oscars nominiert, was vermutlich mehr über das Hollywood-Mindset als über die Qualitäten des Films aussagt. Insbesondere die Nominierung in den Kategorien “Beste Regie”, “Bestes Originaldrehbuch” und “Beste Nebendarstellerin” sind schwer nachvollziehbar, die schauspielerischen Leistungen jenseits von Christian Bale (das einzige Highlight des Films) sind irgendwas zwischen unterirdisch, holzschnittartig und unfreiwillig slapstickhaft, und vermutlich zu guten Teilen ein Problem von Drehbuch und Regie. Zur Ehrenrettung Hollywoods sei gesagt, dass er letztlich nur in der Kategorie “Bestes Make-up und beste Frisuren” einen Oscar gewonnen hat, was durchaus sinnbildlich für die Qualität des Films zu sehen ist.

Nun ja. Auf historische Erkenntnisse gehofft und ein Michael-Moore-artiges Machwerk bekommen. Kann passieren, bleibt aber ärgerlich.