Man verzeihe mir den schlechten Wortwitz im Titel. Und den Abküfi – es geht um „Tales From 6 Feet Under – Live In Concert“ im Rahmen der „Dutch Clubtour“ von Charlotte Wessels, genauer um das Premierenkonzert im De Bosuil in Weert. Wobei: Premiere war ja im Oktober in Utrecht, aber da war die Idee der „Clubtour“ noch gar nicht offiziell geboren – das Utrecht-Konzert wurde quasi retrospektiv der Tour noch zugeordnet, davon kündet jedenfalls das (wunderschöne) Tour-T-Shirt.

Nun also Weert, verkehrsgünstig gelegen nahe Mönchengladbach – d.h. also verkehrsgünstig aus deutscher und vielleicht noch belgischer und luxemburgischer Sicht, Niederländer außerhalb von Limburg mögen da eine gegenteilige Ansicht vertreten. „De Bosuil“ ist der Club, auch genannt das „Paradiso von Limburg“ – dazu muss man wissen, dass das Paradiso in Amsterdam als quasi der heilige Ort der Club-Konzert-Szene in den Niederlanden gilt. Zumindest habe ich das so verstanden, ich will hier nicht den Experten für niederländische Clubkultur mimen, nichts könnte ferner der Realität sein.

Mein Online-Übersetzungstool erzählt mir, dass „De Bosuil“ übersetzt „Der Waldkauz“ bedeutet – ein genauso spannender wie nutzloser Fakt, und es scheint fast so, als wolle ich das Intro dieses Blog-Posts künstlich in die Länge ziehen, um irgendwie Spannung aufzubauen. Nichts könnte mir ferner liegen. Zur Sache also.

Wobei, eine Kleinigkeit noch vorab: der Name „Dutch Clubtour“ hat sich insofern als (für mich) überraschend zutreffend erwiesen, als dass Charlotte den Abend mit überwiegend holländischen Ansagen bestritten hat. Ich höre die Sprache gerne, aber Charlotte hat da ein Tempo drauf, wann immer man ein „klingt so ähnlich wie im Deutschen“-Wort erhascht hat und einen Sinnzusammenhang versucht herzustellen, ist sie schon zwei Sätze weiter. Und so habe ich beispielsweise die Erläuterungen zum Einsatz des Loopers nur partiell verstanden, als aufmerksamer Teilnehmer der Patreon-Hangouts weiß man aber natürlich trotzdem Bescheid.

Jetzt aber wirklich endlich zum Konzert. Wobei, vor dem Konzert ist immer der Besuch beim Merchandise-Stand angesagt. Charlotte bemüht sich ja immer, auch in der Design-Sparte zu glänzen. Das Club-Tour-T-Shirt ist auch wirklich eine absolute Schönheit geworden, auch wenn ich die von mir vorgeschlagene Fußnote bezüglich der monochromen Rückseite vermisst habe – kleiner Scherz am Rande für Discord-Insider. Lobenswert im „Cards Only“-Paradies Niederlande: Barzahlung war möglich. Auch eine großartige Idee: die Setlist zum Konzert gab es als Stück Holz mit eben jener Setlist eingraviert – mit Datum und Ort! – nebst Autogramm von Charlotte. Angesichts der Unmengen an Zeugs, die bei mir in der Gegend rumstehen, habe ich schweren Herzens von einem Kauf abgesehen, aber es sah schon sehr schmuck aus.

Kommen wir zum Support-Act bzw. „Special Guest“, wie es heutzutage heißt. Wobei, es gab da noch vor dem Auftritt von Blackbriar einen klitzekleinen Fauxpas mit der Vor-Konzert-Playlist – es ist einfach nicht statthaft, das wunderbare „Running Up That Hill“ von Kate Bush so rüde zu unterbrechen. Bemühungen um einen pünktlichen Konzertanfang hin oder her.

Jetzt aber wirklich und endgültig zur Sache. Blackbriar hat fast eine Stunde gespielt, wie sich herausstellte hatte die Sängerin Zora auch noch Geburtstag, was die recht zahlreich anwesenden Blackbriar-Fans als Anlass für das klassische Geburtstagsständchen genommen haben. Erwähnenswert auch, dass Blackbriar unter den Vorgruppen in meiner Kategorie „von denen kenne ich kein einziges Lied“ ganz weit vorne war (was gleichzeitig heißt, dass mein wie immer ambitioniertes Ziel „von denen höre ich mir vor dem Konzert mal ein paar Sachen an“ auch diesmal kläglich gescheitert ist). Sehr interessanter, gut anzuhörender melodischer Goth-Metal-Rock. Und Zora hat eine sehr schöne und auch besondere Stimme. Besonders zauberhaft, dass mit „Mortal Remains“ Charlottes Blackbriar-Lieblingssong in die Setlist aufgenommen wurde. Randnotiz: die beiden Gitarristen konnten sich haar- und bart-technisch nicht auf einen gemeinsamen Nenner einigen, spielten aber zum Ausgleich identisch aussehende Gitarren – nach dem, was ich über die persönlichen Vorlieben dieses besonderen bis eigenwilligen Menschenschlags bisher gelesen und gehört habe, fand ich das ungewöhnlich.

Dann endlich: Charlotte mit dem bereits aus Utrecht bekannten Band-Lineup. Logischerweise ging es auf der kleinen Bühne eines Clubs etwas enger zu als im großen Ronda-Saal im TivoliVredenburg, aber die Adaption an diese etwas intimeren Verhältnisse ist wirklich sehr gut gelungen, mein Kompliment. Der Screen, Claire, Eli am Cello, und sogar die beiden Tänzerinnen konnten sich noch unfallfrei bewegen. Clevererweise hat Charlotte diesmal auf den Kleiderwechsel mitten in der Show verzichtet, das hätte ganz sicher zu Chaos geführt.

Die Setlist:

  • Ouverture
  • Human To Ruin
  • Superhuman
  • Afkicken
  • Venus Rising
  • Source Of The Flame
  • Cry Little Sister
  • Good Dog
  • Toxic
  • Alles Wat Ik Wil (Duett mit Aafke Romeijn)
  • I Forget (mit Eli am Cello)
  • Victor (mit Eli am Cello)
  • A Million Lives
  • FSU (2020)
  • Combustion
  • The Phantom Touch
  • Soft Revolution

Zugaben:

  • The Final Roadtrip (mit Eli am Cello)
  • Against All Odds
  • All You Are

Outro:

  • Utopia

Für die Uneingeweihten: hinter „Eli“ verbirgt sich Elianne Anemaat, die schon zu Delain-Live-Zeiten die Streichersektion personifizierte und auch bei den Patreon-Hangouts ab und an für Kurzweil sorgt. Kompliment auch an Otto – seines Zeichens Bassist der Band – für die „harsh vocals“ bei Toxic. Sauber hingekriegt. Und so langsam werde ich auch warm mit „Good Dog“ und „FSU“, die ich lange in die Sektion „schwächere Songs“ einsortiert hatte. Charlotte war gesanglich in Hochform und hat auch die höchsten Töne makellos getroffen. Und wie immer der perfekte Mix aus Power und Gefühl. So muss Konzert.

Für mich überraschend: auf dem Weg vom Club zum Hotel – ein etwa 30minütiger Fußmarsch durchs nächtliche Weert, dessen Nachtleben am späten Samstagabend/frühen Sonntagmorgen ich nicht gerade als „überbordend“ bezeichnen würde (soll heißen: außer mir war keine Menschenseele unterwegs) – waren zwei Songs präsent in meinem Kopf, die ich vermutlich nicht in der Charlotte-Top-20 einsortiert hätte: „Venus Rising“ und „Alles Wat Ik Wil“. Das eigene Hirn. Da steckste nich drin.

So weit, so großartig und erfreulich. Als geborener Schwabe gibt es aber diesen inneren nicht unterdrückbaren Drang, auch im Falle einer rundherum gelungenen Veranstaltung ein paar „Bruddler-Punkte“ zu benennen. Dr Schwob bruddeld hald gern. Der Engländer würde es wohl als „nitpicking“ bezeichnen. Als Vergleichsmaßstab dient hier – unfairerweise – das Konzert in Utrecht im TivoliVredenburg im Oktober vergangenen Jahres  – das ist zugegebenermaßen eine Latte, die höher nicht liegen könnte.

Also, los geht es mit meinen Mini-Kritikpunkten. Die Setlist fand natürlich nicht meine volle Zustimmung. Keine Überraschung, weil noch keine Setlist in 35 Jahren Konzertbesuche das jemals getan hat. „Masterpiece“, der Feel-Good-Patreon-Song, wurde leider nur vom Band nach dem Konzert partiell gespielt. „Fool’s Parade“, einer meiner Lieblingssongs, hat es – möglicherweise in Ermangelung von Alissa White-Gluz – ebenfalls nicht auf die Setlist geschafft, obwohl ich sicher bin, dass das nicht zwingend eine Duett-Nummer sein muss. Aafke Romeijn wird es mir hoffentlich verzeihen, aber das ziemlich gute „Alles Wat Ik Wil“-Duett kann natürlich „Fool’s Parade“ und „Lizzie“ mit Alissa nicht adäquat ersetzen. Die „All You Are“-Zugabe war publikumsgesangstechnisch naturgemäß deutlich sparsamer ausgestattet als in Utrecht. Der Sound generell hat auch nicht meine ungeteilte Zustimmung gefunden, im Einzelfall nach meinem Geschmack etwas zu übersteuert, und in der Abmischung verbesserungswürdig – als Fan von Charlottes Gesang bevorzuge ich da eine etwas präsentere Abmischung, aber den Kritikpunkt äußere ich auch in schöner Regelmäßigkeit bei den SotM-Abmischungen, es könnte also auch einfach eine persönliche Macke sein.

Und zuletzt muss ich zugeben, dass Charlotte über all die Zeit, in der ich nun ihr rühriges Tun bewundere, bisher immer irgendeine Überraschung aus dem Ärmel gezaubert hat – das hat diesmal gefehlt, die Show war letztlich der auf die kleiner-Club-Bedürfnisse zusammengeschrumpelte kleine Bruder der Utrecht-Show. Dabei hätte ich eine längere Wunschliste gehabt – ich hätte gerne „Bühnenshow“ gegen „ein paar Lieder mehr“ getauscht, gerade die neuen Songs of the Month wie „Sweep Your Ashes“ oder „Butterfly Effect“ wären es wert, live gespielt und gehört zu werden. Oder „Vigor & Valor“, einer meiner Favoriten. Und ich plädiere für eine „Lost Songs Of The Month“-Tour mit allen Songs, die noch nie live gespielt wurden. Und außerdem eine Neuaufnahme aller Songs mit echten Musikern im Live-Arrangement. Und überhaupt (mit-dem-Fuß-auf-den-Boden-stampf)!

Nach diesem Gebruddel will ich aber einordnenderweise nochmal betonen, dass ich hier unterm Strich wirklich über unbedeutende Randdetails referiere. Das Gesamterlebnis „Tales From 6 Feet Under – Live In Concert“ ist einfach nur in der Kategorie „großartig und unvergesslich“ einzustufen. Ich will es mal so ausdrücken: wenn mich einer fragt, ob ich morgen nochmal 1000km per KfZ zurücklegen will, um erneut dabei zu sein: ja, klar, auf jeden Fall. Und jederzeit wieder. Und dann nochmal.

Ich schließe mit dem ebenso traditionellen wie verdienten „Very well done, Charlotte Wessels“. Für alle, die Weert verpasst haben: es gibt noch drei weitere Chancen. Obligatorischer Hinweis: Unterstützung über Patreon ist auch eine valide Option. Und alle Fans eint die Hoffnung, dass es mit dem kommenden Album auch wieder eine Tour geben wird – Daumen drücken! Do The Thing, Charlotte!

Nur Optimisten hatten das schon 2023 für möglich gehalten. Ich gehörte nicht dazu.

Es gibt nun tatsächlich nicht weniger als vier Möglichkeiten im Rahmen ihrer „Dutch Clubtour“, im April und Mai die wunderbare Charlotte Wessels live in concert zu genießen. Mit Blackbriar als Support Act. Und der hierzulande weitestgehend unbekannten Aafke Romeijn als Duettpartnerin bei Alles Wat Ik Wil bei den ersten beiden Konzerten.

Also zum Vormerken (direkte Kartenkauflinks über Charlottes Homepage):

Jeder sollte mindestens einmal im Leben Soft Revolution live gesehen haben. Obligatorischer Hinweis: Unterstützung über Patreon ist auch eine valide Option.

Randnotiz: Schön zu sehen, dass die Niederländer unseren Karfreitagsveranstaltungsverbotsquatsch nicht mitmachen.

Der vorherige Blog-Post konzentrierte sich mehr auf die allgemeinen Dinge des großartigen Konzertereignisses „Tales From Six Feet Under – Live In Concert“ von und mit der ebenso großartigen Charlotte Wessels im TivoliVredenburg in Utrecht am vergangenen Wochenende.

In diesem zweiten Beitrag zum Thema will ich mehr aus der und über die Community-Perspektive schreiben. Wie ich früher schon erwähnte, bin ich seit kurzem Unterstützer von Charlotte bei Patreon, und im Rahmen dieser Patreon-Community wurde beim Utrecht-Wochenende wirklich so einiges geboten. Nicht zuletzt soll dieser Beitrag ein großes Dankeschön an alle sein, die dazu beigetragen haben, dass dieses erlebte Wochenende mir wirklich unvergesslich bleiben wird. Es gibt in dieser Patreon-Community eine ganze Menge netter Menschen, die zudem viel Zeit und Kreativität investieren, wovon dann auch Leute wie ich profitieren dürfen.

Beginnen wir mit dem organisatorischen Vorlauf zum Wochenende hin. Die Rahmenbedingungen waren gegeben: die meisten Patrons würden schon mindestens am Abend vorher in der Stadt sein, Konzert dann am Sonntagabend, und als krönender Abschluss der „Hangover Hangout“ am Montagmorgen. Dazu muss man wissen, dass ein (zumindest für mich) nicht unwichtiger Teil von Charlottes Patreon-Bemühungen die monatlichen „Hangouts“ sind, ein Online-Videostream, wo sie Fragen beantwortet, Lieder für uns singt, Neuigkeiten verkündet und generell die Community pflegt. Sehr kurzweilige 90 bis 120 Minuten, teils sympathisch-chaotisch, ein echtes monatliches Highlight. Und nun also ein erster „Live-und-in-Präsenz“-Hangout am Morgen nach dem Konzert. Und so wurde im Discord-Chat um diese Rahmenbedingungen herum das Wochenende weiter angereichert.

Denn dankenswerterweise fanden sich freundliche Menschen, die Meetups vor dem Konzert organisierten, damit sich die Patrons vorher treffen, kennenlernen und austauschen konnten. Mein erstes Hineinschnuppern begann Samstag Abend in einem sehr wenig irisch anmutenden Pub namens „Little Dublin“, wo ich einige Leute treffen konnte, die ich vorher nur aus dem Discord-Chat kannte. Herausforderungen: Konversationen auf Englisch folgen in einer eher „lauten“ Umgebung, und immer versuchen den Realnamen und das Discord-Pseudonym und das Gesicht irgendwie im Gedächtnis zu verankern. Ich war nur mäßig erfolgreich. Das tat dem vergnüglichen Abend aber keinen Abbruch, besonderer Dank an die „Stuttgart-Gang“. Und der Rückweg in der Nacht vom Pub zum Hotel zeigte einmal mehr, dass Google Maps auf dem Smartphone ein unverzichtbares Werkzeug der Neuzeit ist. Wie hat das früher funktioniert? Patentgefalteter Falk-Stadtplan und Taschenlampe? Ich erinnere mich nicht mehr.

Zum Lunch am Sonntag traf man sich dann in kleiner geselliger Runde im „Karibu“, einem afrikanischen Restaurant im Norden der Innenstadt von Utrecht, direkt jenseits der rund-um-Utrecht-Inner-City-Gracht (klingt komisch – ein Blick auf Google Maps macht hoffentlich klar, was ich meine). Günstig gelegen für den anschließenden Besuch bei Pien im Griftpark – das ist eine sehr spezielle Story, in der erwachsene Menschen in einen Streichelzoo pilgern um eine beinahe berühmte Ziege zu besuchen. Die Sinnhaftigkeit des Unterfangens erschließt sich hier nur dem wahren Fan und Insider. Jedenfalls war es in Summe kein kulinarisches Highlight, aber definitiv ein tierisches. Und ein kommunikatives. Und ich konnte den freundlichen Utrechter treffen, der sich die viele Mühe gemacht hat, zwei der Pre-Show-Meetups zu organisieren. Wer jemals versucht hat, so viele Menschen unter einen Hut zu bringen, weiß das zu schätzen. Nebenerkenntnis: Bargeld ist in den Niederlanden weitgehend aus der Mode. Und deutsche EC-Karten funktionieren nicht immer. Google Pay und V-Pay aka Visa Debit hat es in meinem Falle gebracht.

Es folgte Dinner im „Bunk“-Restaurant, einer umgebauten ehemaligen Kirche, in etwas größerer Runde. Was sich später als etwas kompliziert in der Abwicklung der Zahlungen herausstellte, aber gute Organisation ist eben nicht jedem Restaurant gegeben. Auch hier kein kulinarisches, aber ein kommunikatives Highlight, wo ich ein paar neue Gesichter schon bekannten Discord-Pseudonymen zuordnen konnte. Auch wenn es im Hirn langsam etwas eng wurde, mein Personengedächtnis ist sowieso eher miserabel. Danach ging es dann gemeinsam zum TivoliVredenburg und der großen „Wartetreppe“ rauf zum Konzertsaal, wo schon jede Menge Fans den Einlass begehrten, um entweder beim Merchandise zuzuschlagen oder sich die besten (Steh-)Plätze im Saal zu sichern. Ich bin da traditionell nie in vorderster Front, habe geduldig beim Merchandise auf die Chance zum Kauf des unvermeidlichen Konzert-T-Shirts gewartet, und mich hinten im Saal einsortiert. Da hat man nicht nur die Künstler, sondern auch die Fans im Blick und etwas mehr Bewegungsfreiheit, ohne anderen Besuchern auf die Nerven zu fallen.

Zum Konzert selbst habe ich im vorigen Post ja schon einiges geschrieben, also direkt weiter zum Nachkonzertgeschehen. Vor allem die NSFW-Crew wartete geduldig auf das traditionelle Post-Concert-Meetup mit der Band. Ich bin nicht so der meet-and-greet-Fanatiker und bin generell immer eher der Auffassung gewesen, dass man den Künstlern gerne auch nach der Show ein bisserl Ruhe gönnen darf. Aber die Herzlichkeit von beiden Seiten beim nachkonzertlichen Austausch nebst unvermeidlicher Fotosessions und Signierung diverser Devotionalien hat mich da nachdenklich gemacht – ich hatte wirklich den Eindruck, dass Charlotte und Band da einen speziellen Draht zu den Fans haben und das ganze keine Last und Pflichtaufgabe, sondern echtes Vergnügen war. Schön zu sehen. Derweil pflegte ich zwei längere Konversationen mit höchst sympathischen Zeitgenossen – es hat seinen Vorteil, wenn man die Community schon vorher etwas kennengelernt hat, da fühlt man sich auch als Alleinreisender alles andere als allein. Ein echtes Highlight für mich.

Am nächsten Morgen dann das, was sich als das eigentliche Highlight nichtmusikalischer Natur herausstellen sollte: der Hangover Hangout, live im Gys, einem vegetarisch-vegan-biologisch-dynamisch angehauchten Restaurant gleich ums Eck des Hotels, in dem ich übernachtete. Die zwei Stunden dort vergingen wie im Flug, und trotz der Enge und des nicht unerheblichen Lärmpegels war es einfach super. Jetzt wieder nicht kulinarisch gesehen, sondern kommunikativ. Und Community-technisch, denn die Patrons haben zum Abschluss für Charlotte die wirklich wunderschönen Zeilen aus „Soft Revolution“ gesungen, und es ist wohl den „Vorsängern“ zu verdanken, dass das wirklich sensationell gut geklappt hat – ich hatte da vorher so meine Bedenken, als ich die Idee gehört habe, aber die waren schon nach der ersten Zeile wie weggeblasen.

I call for a soft revolution tonight
A soft spoken yet deafening battle cry
We’ll drive out the demons with only a dream
We’ll sing till we’re sore even if we can’t sing

I call for a soft revolution tonight
A soft spoken yet deafening battle cry
I’ll do all the things they said I couldn’t do
I’ll run for my life, I’m not running from you

Die Veranstaltung endete dann mit einer weiteren Selfie-Foto-Signier-Session, wo ich nicht umhinkam, erneut die Geduld und Freundlichkeit von Charlotte zu bewundern. Beardboy erzählte uns, während wir in der Schlange warteten, von den derzeit stattfindenden Renovierungsarbeiten im Nachbarhaus und dem daraus resultierenden Bohrer- und Sägeneinsatz ab 7 Uhr in der Früh. Es steht also zu erwarten, dass das nächste Album von Charlotte einen starken Industrial-Sound-Einschlag haben wird.

Wie ich schon erwähnte, bin ich nicht so der Autogrammjäger oder Foto-mit-Künstler-Interessierte. Jedes Foto von Charlotte könnte nur schlechter werden, wenn ich auch mit drauf bin. Aber ich habe die Chance genutzt, Charlotte persönlich meine große Wertschätzung und Freude über ihr Tun und Schaffen mitzuteilen. Ich hoffe, meine englischen Sprachkenntnisse haben ausgereicht, das adäquat rüberzubringen.

Und so endete diese „Community Experience“, ein unvergessliches Wochenende, ein echtes Highlight. Danke an alle Beteiligten, die das möglich gemacht haben.

Ich denke, Charlotte Wessels sollte Kurse und Beratungsleistung anbieten zum Thema „Community Building“. Was sie geschaffen hat mit ihrer Patreon-Community ist wirklich außergewöhnlich. Ich kann das gar nicht genug loben und meine Wertschätzung zum Ausdruck bringen. Man muss sich nur vor Augen führen, was alles im Vorfeld des Konzerts zusätzlich passiert ist. In einer Zeit der intensiven Vorbereitung auf ein so großes Event, in der es eigentlich keine freie Minute gibt, wurde das Release von „Tales From Six Feet Under Vol.II“ gebührend gefeiert, das Video zu „Venus Rising“ veröffentlicht nebst der Organisation der End Credits, der Hangover-Hangout ins Leben gerufen und geplant, neuer Merchandise auch fürs Konzert finalisiert, der Patreon-Rabatt für den Merchandise-Kauf beim Konzert organisiert, die Bilderserie für die Projektion während „Masterpiece“ beim Konzert organisiert, der Oktober-„Song of the Month“ finalisiert und released (ein Song von großartiger Qualität, nebenbei bemerkt: „Fool’s Parade“, eine erneute Zusammenarbeit mit Alissa White-Gluz). Wüsste man es nicht besser, man würde ein riesiges Team an Mitarbeitern hinter dieser Unternehmung vermuten.

Das ganze Ausmaß der Hingabe, des Engagements, der Professionalität, der liebevollen Detailarbeit – es lässt einen beinahe in Ehrfurcht erstarren.

Meine Liste von Menschen, die eine Community so pflegen, wie ich mir das idealerweise vorstelle, hat nun also zwei Einträge: Charlotte Wessels und Daniel Stenberg, Mastermind hinter curl bzw. libcurl. Den ehrenwerten dritten Platz würde ich an Alexej Melnikov aka Sorgelig vergeben, der treibenden Kraft hinter MISTer. Ja, ich bin halt etwas IT-lastig unterwegs.

Und ich schließe mit einem neuerlichen „Very well done, Charlotte Wessels“. Ich kann das nicht oft genug sagen. Und feiern. Und loben.

Es war nach langer Zeit mal wieder Konzertwochenende. Charlotte Wessels, „Tales From Six Feet Under – Live in Concert“ im TivoliVredenburg in Utrecht, Niederlande. 1200km Autofahrt und zwei Hotelübernachtungen für eine 3h-Veranstaltung? Ob hier Aufwand und Ertrag in einem vernünftigen Verhältnis stehen, liegt natürlich im Auge des Betrachters. Ich hatte irgendwann im Juli, als ich spontan die Karte gekauft habe, auch so meine Zweifel. Im Nachhinein muss ich feststellen, dass diese unbegründet waren. Im Rückblick würde ich sogar sagen „absurd unbegründet“.

Ich will das Gesamtereignis aus zwei unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Was folgt ist zunächst die Betrachtung als „normaler“ Besucher eines Rockkonzerts, der ich ja auch irgendwie war. Die zweite Perspektive wird die Patron-Perspektive sein und mehr den Community-Aspekt des ganzen Events beleuchten – da gab es extrem viele Eindrücke zu verarbeiten, ich arbeite noch dran und will kein Publikationsdatum versprechen.

Aber starten wir mit etwas persönlicher Historie. Die Geschichte meiner Besuche von Rockkonzerten irgendwo weit weg ist relativ kurz und umfasst wenig mehr als Fish-Fanclubkonzerte (Oberhausen, Duisburg, Enschede) und a-ha (Köln), alles andere spielte sich letztlich im Raum Stuttgart-München-Frankfurt ab. Wie man sieht, sind Besuche im Ausland extrem selten. Diesmal also Utrecht. Die Niederlande sind ja mautfreies Gebiet, warum also nicht mal ins Auto steigen, 600km fahren und sich mal Utrecht anschauen. Gilt als „Klein-Amsterdam“ ja durchaus als sehenswert.

Zunächst ist festzuhalten, dass die Erfindung von satellitengestützter Navigation zu den ganz großen Erfindungen der Menschheit gehört. Ich würde vermutlich heute noch planlos durch die Sträßchen von Utrecht fahren – immer auf der Hut vor dem nächsten Fahrradfahrer mit zweifellos selbstmörderischen Absichten – und nach dem Hotel suchen. Auch wenn sich das Navi kleinere Schwächen beim Thema „Einbahnstraßen“ geleistet hat und zur Streckenberechnung wirklich unglaublich viel Zeit braucht (viel länger als seine Vorgängerversion, die maximal im Ein-Sekunden-Bereich jemals den Hinweis „Route wird berechnet“ angezeigt hat). Besonders schlecht: das Navi stellt jedes Mal erneut fest, wo es eigentlich gerade ist, ganz so als ob es keine plausible Hypothese wäre, dass so ein Festeinbau-Navi doch immer noch an genau der Stelle sein könnte, wo das Auto das letzte Mal abgestellt wurde. Aber ich schweife ab.

Jedenfalls ist die Innenstadt von Utrecht ein Albtraum für Autofahrer – enge Gassen, viele Fahrräder, optimistische Fahrradfahrer und Fußgänger, und man tut gut daran, sich eher mal in Richtung Schrittgeschwindigkeit zu bewegen – was dann dazu führt, von den Fahrradfahrern überholt zu werden, was das Gefahrenmoment nicht unbedingt verringert. Münster auf Speed. Die Alternativen – Anreise mit Flieger und/oder Bahn, oder Auto irgendwo außerhalb parken und dann mit Öffis in die Innenstadt fahren – habe ich aufgrund von Risikoabwägungen und Planungsaufwand frühzeitig verworfen. In Anbetracht der gemachten Erfahrung würde ich nächstes Mal tatsächlich zur Park+Ride-Taktik tendieren und auf den letzten Kilometern den Öffis vertrauen.

Die Extra-Motivation, um ausgerechnet dieses Konzert zu besuchen, ist ehrlich gesagt eher trauriger Natur. Nach eingehender Beschäftigung mit der Gesamtsituation befürchte ich leider, dass dieses Konzert eine Einzelveranstaltung bleiben wird und die Chancen, dass daraus eine ganze Tour wird, leider recht gering sind. Kommerzielle Realitäten und das Gesamtsetting der Beteiligten, die auf vielen Hochzeiten tanzen, lassen mich das vermuten (und ich hoffe inständig, dass ich mich irre). Also: „once in a lifetime chance“, wenn das keine ausreichende Motivation entfaltet, was denn dann.

Wer die letzten Wochen meine Beiträge hierzublogs gelesen hat (ja, Euch beide meine ich – meine treuen regelmäßigen Leser!), weiß, dass ich mich bezüglich Charlotte Wessels ein wenig dem Fantum hingegeben habe. Ich finde sowohl ihre Sangeskünste als auch ihr Songwriting großartig und dementsprechend war meine Erwartungshaltung bezüglich des Konzerts durchaus im anspruchsvollen Bereich. Und was soll ich sagen: alle meine Erwartungen wurden weit übertroffen. Was Charlotte Wessels da auf die Beine gestellt hat – angefangen von den Musikern über die liebevolle Setlist bis zur Bühnenshow – Respekt. Für solche Dinge hat der Engländer Wörter wie „awesome“, „phantastic“, „marvellous“ oder „sensational“ erfunden. Unterstützung von Eli (Elianne Anemaat) am Cello, dazu als Gast Alissa White-Gluz für Toxic, Lizzie und Fool’s Parade – da bleiben keine Wünsche offen. Miteinbezug des Publikums, die Hymne „Masterpiece“ für die Patrons, die richtige Mischung bei der Ansprache des Publikums zwischen „für alle“ und „für die Hardcore-Fans“. Richtig gut gemacht. Müsste ich einen Kritikpunkt finden, es wäre die erwartet schwierige Umsetzung von „Soft Revolution“ in eine überzeugende Live-Version die meiner Wertschätzung für diesen Song gerecht werden würde.

Die Setlist:

  • Ouverture
  • Human To Ruin
  • Superhuman
  • Afkicken
  • Venus Rising
  • Source Of The Flame
  • Cry Little Sister
  • Good Dog
  • Toxic (mit Alissa White-Gluz)
  • Fool’s Parade (mit Alissa White-Gluz)
  • Lizzie (mit Alissa White-Gluz)
  • I forget (mit Eli am Cello)
  • Victor (mit Eli am Cello)
  • A Million Lives
  • FSU (2020)
  • Combustion
  • The Phantom Touch
  • Masterpiece
  • Soft Revolution

Zugaben:

  • The Final Roadtrip (mit Eli am Cello)
  • Against All Odds
  • All You Are

Outro:

  • Utopia

Eigentlich fehlt hier nur „Vigor & Valor“ und vielleicht „Go To Sleep“ unter meinen Favoriten. Aber ich könnte jetzt auch nicht sagen, was man dafür hätte weglassen sollen, also: alles gut.

Mit größter Freude habe ich außerdem zur Kenntnis genommen, dass viele der Songs in der Live-Performance durch echte Musiker (die „Six Feet Under“-Songs sind ja weitgehend in Isolation am Computer mit Instrumenten-Plugins in Cubase entstanden) wirklich gewonnen haben. Auf eine angenehme Weise wirkten sie für mich im Live-Arrangement rockiger, metalliger. Sehr schön. Außerdem hatte ich das ganze Konzert das Gefühl, dass da gute Freunde zusammen auf der Bühne einen Heidenspaß daran hatten, zusammen zu musizieren, und diese Stimmung ist letztlich auch im Publikum angekommen. Ein Abend unter Freunden, eine wirklich tolle Atmosphäre.

Erfreut kann ich außerdem berichten, dass ich auch dieses Mal viele der Songs textlich neu erfahren konnte. Das passiert mir bei englischsprachigen Künstlern immer wieder, dass ich beim Hören aus der Konserve nicht so auf den Text achte bzw. manchmal so meine Verständnisschwierigkeiten habe und dann zu faul bin die Lyrics nachzulesen. Um dann bei der Live-Performance durch die andere oder bessere Verständlichkeit die Texte neu auffassen zu können.

Nach Konzerten, auf der Heimfahrt, habe ich normalerweise die Angewohnheit, musikalisch eher ein Kontrastprogramm zu fahren. Das war diesmal anders: Tales From Six Feet Under Vol.I, Tales From Six Feet Under Vol.II, alle Songs Of The Month die nicht auf Vol.I und Vol.II zu finden waren, und dann nochmal von vorne. Ich werde dieser Musik nicht überdrüssig.

Very well done, Charlotte Wessels.

Über 25 Jahre war es liebgewonnene Tradition – Rosenmontag mit Grachmusikoff in Ludwigsburg in der Scala (oder entsprechenden Ausweichquartieren während der Renovierung). Ein Stück schwäbische Kultur im ansonsten kaum erträglichen „bunten Treiben“ genannt Fasching.

Leider haben die Grachers ja Ende 2017 endgültig Schluss gemacht. Am 28.12. fand das letzte der drei Abschiedskonzert in Tübingen statt. Und im Gegensatz zu den „Abschieden“ von Kandidaten wie a-ha oder den Rolling Stones denke ich schon, dass es die Jungs von Grachmusikoff ernst meinen.

Danke für viele großartige Konzerte. Too old to die young! Auf YouTube kann man sich das erste der drei Tübinger Abschiedskonzerte vom 26.12.2017 anschauen. Und auch das zweite vom 27.12.2017. Und natürlich auch das dritte und letzte vom 28.12.2017.

Seit April 2016 habe ich mich darauf gefreut, und gestern war es endlich soweit: das Jubiläumskonzert „40 Jahre Spider Murphy Gang“ in der Olympiahalle in München.

Und was für eine phantastische Veranstaltung es geworden ist. Eine Mischung aus den klassischen Spider-Hits, einem kleinen Akustik-Einschub mit zwei Stücken aus dem zu Recht vergessenen vorletzten Album „Keine Lust auf schlechte Zeiten“ neben der bekannten Unplugged-Neuinterpretation von Chuck Berrys „Johnny B. Goode“, großartigen Gästen und einer grandiosen Stimmung. Die Halle war ausverkauft, also über 10000 Fans waren mit am Start. Heute wird sich das Spektakel vermutlich wiederholen – zweimal Olympiahalle ausverkauft, Respekt.

Wie von diversen Jubiläumskonzerten bekannt, trat die Gang mit Unterstützung an. Wolfgang Götz, Dieter Radig und die dreiköpfige Bläserformation rund um Otto Staniloi machen den Sound runder und voller – „volle Kapelle“ eben. Otto überraschte nebenbei mit einer gewagten neuen Haartracht.

Eine interessante Frage bei den Konzerten ist immer: was wird der Opener? In den klassischen Feuerwehrzeltkonzerten ist das oft „So a Nacht“ oder „Mir san a bayrische Band“. Diesmal gingen die Vermutungen von „Rock’n’Roll Schuah“ über „Viva la Rock’n’Roll“ bis zu „Überdosis Rock’n’Roll“. Mit letzterem leiteten die Spiders dann tatsächlich das Konzert ein, und es wurde sofort klar: auch im gesetzten Alter ist der Sound immer noch „Original“. Und bezüglich Bühnenshow von den Lichteffekten bis zu den Videoleinwänden kann man fast schon von „opulent“ reden.

Eine Auswahl der gespielten Lieder (irgendeines habe ich vermutlich vergessen…):

  • Überdosis Rock’n’Roll
  • Rock’n’Roll Schuah
  • Vis-a-vis
  • So a Nacht
  • Sommer in der Stadt
  • Ich grüße alle und den Rest der Welt
  • Mit’m Frosch im Hois und Schwammerl in de Knia
  • Schickeria
  • Akustisch: Unter’m Kastanienbaum
  • Akustisch: Renate
  • Pfüati Gott, Elisabeth
  • Wer wird denn woana
  • Cadillac (mit Willy Ray Ingram an der Mundharmonika)
  • Sch-bum (a-capella mit „Viva Voce“)
  • Ich schau‘ Dich an
  • Skandal im Sperrbezirk
  • Achterbahn (mit Willy Ray Ingram am Sax)
  • Herzklopfen
  • Mir san a bayrische Band

Erster Gast war Claudia Koreck, die zwei ihrer Songs zusammen mit den Spiders spielte. Nicht mein Geschmack. Die „kölsche Jungs“ von Brings waren am Start mit dem unvermeidlichen Klassiker „Superjeilezick“ sowie „Kölsche Jung“ – das ging stimmungsmäßig gut ab, aber man konnte jetzt nicht sagen, dass die Halle besonders textsicher war. Willy Astor brachte sein „Senioren-Medley“ zu Gehör, mit zwei speziellen Varianten von Schickeria („Schick‘ a Rührei“) und Skandal im Sperrbezirk („Sandal’n von Rosie“) eingeflochten – wie immer zum Totlachen. Danach gab’s akustisch zusammen mit Günther und Barny den Curry-Landler. Mindestens so gut wie beim 30er. Oder war’s das 25er?

Mit der A-capella-Formation „Viva Voce“ sang Günther „Sch-bum“ aka „S’Lebn is wiar a Traum“. Schön, und mal was anderes – beinahe ein Kontrapunkt zum Rest des Konzertes.

Bei zwei Liedern wurde die Gang vom früheren Bandmitglied Willy Ray Ingram unterstützt.

Mit „Ich schau‘ Dich an“ wurde quasi der „NDW-Block“ eingeleitet. Mit Stefan Zauner von der Münchner Freiheit wurde „Ohne Dich schlaf‘ ich heut‘ Nacht nicht ein“ intoniert. Mit Friedel Geratsch von Geier Sturzflug natürlich „Bruttosozialprodukt“, und als krönender Höhepunkt sang Peter Schilling den „Major Tom“. Höhepunkt? Der kam dann mit Skandal im Sperrbezirk als Abschluss des NDW-Blocks vor den Zugaben. Wieder einmal verwunderlich, wie textsicher man das alte NDW-Zeugs mitsingen kann, einfach so „aus dem Rückenmark“. Tja, damals hatte man noch Gehirnkapazität um sich die Texte problemlos zu merken…

Für Detailverliebte: der Text von „Bruttosozialprodukt“ wurde in der Urform dargebracht – also „amputiert“ statt „operiert“, und die Müllabfuhr holt sich einen runter anstatt den ganzen Plunder zu holen. Und Günther Sigl hat bei der Vorstellung von Willie Duncan doch tatsächlich den Schotten-Gag versaut.

Nach gut dreieinhalb Stunden (wie bei Altrockern gängig, gab es eine knappe halbe Stunde Pause zwischendrin) das große Finale mit „Mir san a bayrische Band“ als letzte Zugabe – damit dieser Fakt auf keinen Fall in Vergessenheit gerät. Ein würdiger Abschluss. Die Legende lebt. Günther Sigl wirkt mit seinen mittlerweile 70 Jahren jedenfalls noch sehr frisch, und die Gang macht den Eindruck als hätten sie weiter einen Heidenspaß dem Publikum ihre Hits vorzuspielen.

Blieben Wünsche offen? Natürlich gibt es Lieder, die ich wirklich gerne mal wieder live erlebt hätte. Überraschend fand ich die Abwesenheit von „Rock’n’Roll Rendezvous“ und „Wo bist Du“, die ja nun beide zu den absoluten Konzertklassikern gehören. Persönlich würde ich gerne mal wieder „FFB“, „De nächsten hundert Johr“ und „Zwoa Zigaretten“ hören, auch das Zeremoniell mit dem Publikumschor bei „Autostop“ fehlt mir etwas.

Nebenbei: sogar SPIEGEL Online hatte Notiz vom 40jährigen Jubiläum genommen.

Wer das Konzert nicht live erlebt hat, kann sich schon mal auf Silvester, 20.15h freuen: dort gibt es die Konserve auf ServusTV. Eine Schande für den BR, dass da die Österreicher einspringen müssen.

Seit gestern läuft der Vorverkauf – die Spiders werden ihr Jubiläumskonzert zum 40jährigen Bestehen in München in der Olympiahalle bestreiten. Das Konzert zum 35jährigen im Olympiastadion war ja mehr Rahmenprogramm als Hauptevent, umso ambitionierter erscheint der Plan zum 40jährigen.

Also, Karten ordern, mehr als ein Jahr Vorfreude steht uns bevor. Und hoffen, dass die Jungs im fortgeschrittenen Alter gesund bleiben – 2017 feiert Günther immerhin seinen Siebzigsten.

Zur Überbrückung empfielt sich der Besuch eines der klassischen „Feuerwehrfest-Zelt-Konzerte“, die es dieses Jahr noch einige Male geben wird. Oder vielleicht die DVD mit dem Konzert zum 25jährigen Jubiläum?

Wieder trafen sich einige Faschingsverweigerer am Rosenmontag in der Scala in Ludwigsburg zum traditionellen Grachmusikoff-Konzert. Diesmal mit zwei neuen Songs, die beim Publikum recht gut ankamen. Der Rest war großartig wie immer – Drägglacha Blues, Keiner ischt gefeit, Oinr isch emmer dr Arsch, Bhudda oder Jutta – das trägt den Abend locker.

In der Setlist war unter anderem im Angebot (Reihenfolge ohne Gewähr):

  • Nur für Geld
  • Wasserkopf
  • Liad vom Bauragriag
  • Sauberkeit ist wichtig
  • I ben Koleriker
  • Dr Franz
  • Keiner ischt gefeit
  • Paule Popstar
  • Drägglacha Blues
  • Dr tägliche Wahn
  • Woisch no wie anno 62 dr Peschel Adam…
  • Spreng, Karle, spreng
  • St. Magnus
  • Ich bin Fred
  • Sie isch aus Bad Buchau
  • Bhudda oder Jutta
  • Party im Hause Sonnenschein
  • Der Ochse ond der Mönch
  • Oinr isch emmer dr Arsch

Zugaben:

  • Bin ich selber Rastaman!?
  • Heit gibt’s koine Indianer me (Dr große Biffel schaffd bei IBM )
  • Schön war die Zeit

Wenn ich für’s nächste Mal Wünsche frei habe: Dein Lauf, Nacht ohne Froga, Auf’m Land, Dr Schnorrer, Was dann, Heimatlied, N‘ Stoi isch’n Stoi, Wenn ‚e ald benn. Ich opfere dafür Paule Popstar, Dr tägliche Wahn, Spreng Karle spreng, Party im Hause Sonnenschein, Der Ochse ond der Mönch, Heit gibt’s koine Indianer me, St. Magnus.

Seit über 25 Jahren führt mich als bekennender Faschingsverweigerer der Weg am Rosenmontag in die Scala nach Ludwigsburg. Denn dort findet seit mindestens ebenso langer Zeit jährlich ein Konzert der Extraklasse statt: die schwäbischen Rocker von Grachmusikoff bringen ihren Fans ein (mindestens zweistündiges) Ständchen.

Auch 2015 wurde diese rosenmontägliche Tradition fortgesetzt, endlich wieder in der jetzt frisch renovierten Scala. Wobei die Renovierung doch überschaubar ausgefallen ist, hauptsächlich wurde der Eingangs- und Barbereich neu gemacht, im Innenraum ist mir spontan jetzt nichts aufgefallen – alles atmet noch den guten alten Charme der 70er.

Aber schließlich ging es um die Musik und nicht um Innenarchitektur. Und da haben die Jungs mal wieder voll überzeugt. 1A Songauswahl, gute Ansagen (luschdig!), saubere Zugaben.

In der Setlist war unter anderem im Angebot (ich werde den Verdacht nicht los, das ich mindestens einen Song vergessen habe):

  • Nur für Geld
  • Wasserkopf
  • Paule Popstar
  • Gogo-Boy
  • Bin ich selber Rastaman!?
  • Dame oder Schwein
  • I ben Koleriker
  • Endstation A
  • Die Scheisserinnerong an ons
  • Dr tägliche Wahn
  • Spreng, Karle, spreng
  • Keiner ischt gefeit
  • St. Magnus
  • Sie isch aus Bad Buchau
  • Bhudda oder Jutta
  • Franz
  • Der Ochse ond der Mönch
  • Oinr isch emmer dr Arsch
  • Heit gibt’s koine Indianer me
  • Liad vom Bauragriag
  • Drägglacha Blues
  • Guad Nacht

Die Kulturinitiative Rock Winterbach hat es mal wieder möglich gemacht. Fish gab im Rahmen seiner „Moveable Feast“-Tour ein Gastspiel in der Lehenbachhalle.

Ich gehöre zu den „Mittelspätberufenen“ in Sachen Fish. Zu seiner Marillion-Zeit fand ich Kayleigh und Incommunicado cool, aber mehr kannte ich damals nicht von seinem Schaffenswerk – ich wusse nicht mal, dass da Derek William Dick alias Fish der Sänger war. Erst sein erstes Soloalbum habe ich auf Empfehlung eines Freundes näher unter die Lupe genommen. Da nahm alles seinen Anfang. Erstes Konzert im Forum Ludwigsburg auf der „Internal Exile“-Tour, dann regelmäßige Konzertbesuche mit den Fanclub-Konzerten in Duisburg und Enschede als absolute Höhepunkte. Und Tiefpunkte wie das Fanclub-Konzert in Oberhausen – ein relativer Tiefpunkt wohlgemerkt, schlecht war es nicht, aber unterhalb der Erwartungen.

Diesmal also (zum wiederholten Male) in der gemütlichen Lehenbachhalle in Winterbach. Eine gute Mischung aus Songs vom neuesten Album „A Feast of Consequences“, Fish-Klassikern (endlich mal wieder Vigil!) und natürlich Einsprenkel aus der Marillion-Zeit – Bonuspunkte dafür, meinen Lieblingssong „Slàinte Mhath“ mal wieder auf der Setlist zu haben. Tiefpunkte aus meiner Sicht: „Manchmal“ und „Big Wedge“. Der High Wood-5er-Pack kam live deutlich besser rüber als auf dem Album.

Am Ende eines Fish-Konzerts vermisst man natürlich immer Songs, die man gerne gehört hätte. Lucky. Dark Star. Clock Moves Sideways. Credo. Internal Exile. Brother 52. Sunsets on Empire. Shadowplay. A Gentleman’s Excuse Me. Goldfish and Clowns. Rites of Passage. Raw Meat. What Colour is God. State of Mind. Und da sind die Marillion-Klassiker noch gar nicht dabei. Aber der Wunsch nach einem solchen 5h-Konzert wird wohl für immer unerhört bleiben.

Das Schlusswort gilt dem Tauben am Mischpult: Manchmal ist weniger mehr.

Setlist soweit ich mich erinnere:

  • Perfume River
  • A Feast of Consequences
  • Manchmal
  • Arc of the Curve
  • High Wood
  • Crucifix Corner
  • The Gathering
  • Thistle Alley
  • The Leaving
  • Slàinte Mhath
  • Vigil
  • Big Wedge
  • Heart of Lothian
  • Incubus
  • Blind to the Beautiful
  • The Company