Verschiedene Rechtschreibseuchen grassieren seit vielen Jahren in Deutschland. Nein, ich meine nicht die neue Rechtschreibung, auch wenn dort sehr gute Chancen verpasst wurden, der deutschen Rechtschreibung mehr Konsistenz zu verpassen.
Ich meine die immer mehr verlotternde Qualität von Rechtschreibung im öffentlichen Raum. Zeitungen, Plakate, Schilder. Das Nagelpflegestudio um die Ecke hat “Miracle Nail’s” als Leuchtreklame – ein neues Highlight im Bereich des Deppenapostrophs. Verwechslungen zwischen “das” und “dass” fallen im Dickicht der Verstöße schon gar nicht mehr besonders auf.
Besonders ärgern mich die regelmäßigen Schreibfehler in der Zeitung. Hier sind ja eigentlich Profis am Werk, da sollte man die Latte der Erwartungshaltung schon recht hoch legen können. Aber unter drei Fehlern pro Seite geht da gar nix. Es ist enttäuschend. Zumal viele der Fehler gar nicht eher verzeihliche der Kategorie “Satz umgestellt, eine Präposition an der falschen Stelle stehengelassen” sind, sondern durch jede handelsübliche Rechtschreibprüfung erkennbare Falschschreibungen sind. Offenbar fehlt schlicht der Wille zu minimaler Qualitätssicherung. In den Onlne-Publikationen ist es noch schlimmer, aber irgendwie erwartet man dort mangels inhaltlichem Niveau auch automatisch bei den Formalien nichts mehr.
In heimatlichen Gefilden hat die städtische Verwaltung dem grassierenden Trend zur Getrenntschreibung nachgegeben und hat “Markt Garage” und “Erbach Hof” auf Straßenschilder geschrieben – immerhin waren die Schilder nur temporär für Umleitungen aufgestellt, und man hat inzwischen verschämt Bindestriche nachgerüstet, was die Sache kaum verbessert. Jahrelang prangte am einen Ende der Richard-Wagner-Straße in dieser Stadt das Schild “Richard Wagnerstraße”. Da muss man erst mal drauf kommen.
Gut. Wahrscheinlich bin ich nur ein überempfindlicher Spießer mit Hang zur Besserwisserei. Aus meiner Sicht ist aber mangelnde Rechtschreibung einfach ein Mangel an Respekt vor dem Leser. Vielleicht wird es Zeit, mal den “Rechtschreib-Pranger” als Artikelserie aufzusetzen.
Gemäß Murphys Gesetz wird dieses Blog-Posting auch den einen oder anderen Fehler enthalten. Da berufe ich mich gerne auf meinen Status als Schreibamateur.