Es war mal wieder Zeit für einen pseudo-dokumentarischen Film zu einem durchaus umstrittenen Themenkomplex: der Beeinflussung politischer Entscheidungsträger nebst der Öffentlichkeit und Presse über geheimdienstliche Methoden.
Basis der Geschichte ist das, was Katharine Gun, Mitarbeiterin des britischen GCHQ (quasi die Insel-Ausgabe der NSA), im Vorfeld des zweiten Irak-Kriegs 2003 widerfahren ist. Als störend empfinde ich die durchgehende Anti-(Irak-)Kriegspropaganda, die den Film durchzieht. Das wird m.E. der Komplexität der damaligen Sachlage nicht gerecht. Der Film ist aber in diversen Details sehr stimmig und nachvollziehbar gemacht, was ja schon fast ein Alleinstellungsmerkmal ist (man lese meinen Artikel zu “Vice” als ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte als Filmemacher – alternativ kann man auch auf Michael-Moore-Propagandafilme, “JFK – Tatort Dallas” oder “An Inconvenient Truth” zurückgreifen). Nur die beständige Schwarz-Weiß-Malerei stört eben, wo es doch viele Möglichkeiten gegeben hätte, das Spannungsfeld zwischen individueller Verantwortung, Gesetzes- und Vertragstreue, geheimdienstlicher Arbeit, möglicherweise notwendiger Intransparenz von Regierungshandeln und der Rolle des UN-Sicherheitsrats zu beleuchten.
Aber vor allem – und das beeinflusst das Urteil über den Film maßgeblich hin zum Positiven – spielt Keira Knightley absolut grandios. Einhundert Prozent glaubwürdig wird hier die emotionale Achterbahnfahrt eines Gewissenskonflikts geradezu epischen Ausmaßes gespielt. Großes Kino im besten Sinne des Wortes. Auch wenn ich in einem der kleinsten Kinos war, wo die Leinwand kaum größer ist als bei mir zuhause.
Nebenbei: der Film enthält auch ein lehrreiches Detail zur Nützlichkeit von Rechtschreibprüfungen in Software. Und der Idiotie namens AE vs. BE, die schon Legionen von Schülern beim Versuch Englisch zu lernen in den Wahnsinn getrieben hat.